Fehdebrief des Mädchens von Orleans an die Böhmen

Ein kleiner Beitrag zur Böhmischen Geschichte
Fehdebrief des Mädchens von Orleans an die Böhmen

Beim Schmökern in alter Literatur über die Geschichte Böhmens stieß ich auf obige Zeilen. Ich fragte mich, was hatte Jeanne d`Arc mit Böhmen zu tun?

Wer kennt nicht ihre Biographie, sie – die gegen die Engländer in die Schlacht zog und Karl VII. zur Krönung nach Reims führte, von den Burgundern gefangen und an die Engländer verkauft und nach einem Ketzerprozeß in Rouen am 30.05.1431 verbrannt wurde.

Franz Pubitschka schreibt 1795 darüber in seiner „chronologische Geschichte Böhmens, VI Theil, 1. Band, Seite 236ff“ folgendes: „…daß dieses außerordentliche Frauenzimmer den böhmischen Hußiten, in einem drohenden Ton geschrieben, oder hat schreiben lassen. Herr Konstantin Franz von Cauz hat das Lateinische Original durch die Güte des kaiserlichen Hausarchivarius Anton Taulow von Rosenthal aus dem Archive des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses zum Abschreiben erhalten, und es seinem gelehrten Werke de cultibus magicis eingeschaltet. Hier ist die Uibersetzung:

Jesus Maria.

Schon lang hat es die Sage, und der allgemeine Ruf zu meinen, des Mädchen Johanna, Ohren gebracht, daß ihr aus Christen Ketzer, und den Sarazenen ähnlich geworden seyd; die wahre Religion, und den Gottesdienst aufgehoben, und einen schändlichen, und ruchlosen Aberglauben angenommen habet, den zu verfechten, und zu verbreiten ihr euch jede Schandthat, und Grausamkeit erlaubet. Die Bilder, die zu Denkmälern bestimmt sind, zertrümmert, und verbrennet ihr; und die Christen mordet ihr, weil sie den wahren Glauben halten. Welch eine Raserey ist das? welch eine Narrheit, welch eine Wuth treibt euch an? den Glauben, den der Allmächtige Gott, den der Sohn, den der heilige Geist erwecket, eingerichtet, erhoben, auf tausenderley Art, durch tausend Wunder beleuchtet hat, verfolgt ihr? den wollt ihr untergraben? den wollt ihr ausrotten? Ihr, ihr seyd blind; und nicht diejenigen, die des Gesichts, und der Augen beraubt sind. Versprecht ihr euch etwa Straflosigkeit? wisset ihr nicht, daß Gott euer ruchloses Unternehmen nicht hindere, daß er euch in Finsternissen und im Irrthume stecken lasse, um euch, je weiter euch eure Schwärmerey im Laster, und in der Gottlosigkeit geführt haben wird, um so härtern Strafen vorzubereiten. Ich meines Theils, die Wahrheit zugestehen, würde, wenn mich die Engländischen Kriege nicht beschäftigten, euch schon längst besucht haben. Dennoch, sollte ich nicht von eurer Besserung hören; werde ich vielleicht von den Engländern ablassen, und wider euch ziehen, um, wenn ich nicht anderst kann, mit dem Schwerte diesen euren eiteln, und schändlichen Aberglauben auszurotten, und euch entweder die Ketzerey, oder das Leben zu entreißen. Wollt ihr aber zum katholischen Glauben, und zum vorigen Licht zurückkehren, so schickt eure Gesandte zu mir; ihnen werde ich sagen, was ihr zu thun habt; wollt ihr aber anstatt dessen widerspänstig bleiben, so erinnert euch des Schadens, den ihr angerichtet, und der Lasterthaten, die ihr begangen habt; und erwartet mich mit der stärksten menschlichen und göttlichen Macht, um euch Allen Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Gegeben zu Sully den 3ten März  (1429)“

Selbst Franz Palacky erwähnt 1851 in seinem Werk „Geschichte von Böhmen, 3. Band, 2. Abt., Seite 481“ obigen Brief und gibt in der Fußnote # 488 an, daß er eine Abschrift davon auch in den Original-Regestenbüchern der Reichskanzlei unter König Sigmund, fand; ein Beweis der politischen Wichtigkeit. Er datierte den Brief  auf „d.d. Suliaci 23 Mart. (1430)“.

Haben Sie das gewußt?

Christine Obermeier  

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